Hast du schon entschieden, ob du dieses Jahr als Autor*in zur Frankfurter Buchmesse fahren wirst?
Falls nicht, kommt hier deine Entscheidungshilfe! Denn für wen lohnt es sich überhaupt, zur Buchmesse zu fahren und für wen nicht? Was können Autor*innen von der Buchmesse erwarten – und was nicht? Das alles verrate ich dir heute.
Außerdem: Wie du dich perfekt auf die Buchmesse vorbereitest. Und den Hallenplan und die spannendsten Buchmessen-Termine für Autor*innen habe ich außerdem für dich!
Was du als Autor*in nicht vom Buchmessen-Besuch erwarten darfst
Lass uns mit den schlechten Nachrichten beginnen: Wenn du zur Buchmesse fährst, um einen Verlag für dein Manuskript oder eine Literaturagentur zu finden, vergiss es. Investiere das Geld für Anfahrt, Messeticket und Hotel besser in ein Fachbuch zum Buchmarkt oder in eine Exposé-Beratung.
Ja, Buchmessen sind Verkaufsmessen. Aber Verkaufsmessen für die professionellen Akteur*innen des Buchmarkts. Lektor*innen vereinbaren Meetings mit fremdsprachigen Verlagen oder mit Literaturagenturen, um neue Titel für ihren Verlag einzukaufen. Manchmal treffen sie sich auch mit Autor*innen oder Übersetzer*innen, aber dabei handelt es sich eher um Kontaktpflege mit Menschen, mit denen sie schon lange in Verbindung stehen. Und vor allem: Diese Treffen stehen seit Monaten im Kalender.
An dieser Stelle ein kleiner Einblick in mein erstes Berufsleben als angestellte Verlagslektorin. Buchmesse hieß damals, von 9 bis 18 Uhr im Halbstundentakt Termine zu haben – mal am eigenen Stand (ein Glück, man muss nirgendwo hinrennen!), mal im Agent Center (da kommt man nur mit Zugangskarte rein), mal irgendwo in Halle 4 oder 6 bei einem fremdsprachigen Verlag. Und immer schön aufpassen, dass man sich nicht verspätet! Im Laufschritt noch schnell Kollegin X zugewunken und drei Sätze mit Kollege Y gewechselt und dann weiter, weiter, weiter. Ab 19 Uhr gab’s dann meistens ein offizielles Abendessen irgendwo in der Stadt, mit Autor*innen und anderen Geschäftspartner*innen. Ich hab’s geliebt – aber sicher kannst du dir vorstellen, wie anstrengend so ein Tagesablauf ist. Da passt es nicht so gut, wenn ein hartnäckiger Mensch mit Manuskript in der Hand den Stand belagert und unbedingt den ersten Roman pitchen will.
Lektor*innen wirst du auf den großen Buchmessen also so gut wie nie erwischen. Und die Literaturagent*innen im Agent Center sind so gut abgeschirmt, dass du erst gar nicht an sie herankommst. Vielleicht wirst du das Glück haben, dein Manuskript oder deine Visitenkarte an einem Verlagsstand hinterlassen zu dürfen – aber nicht selten gehen diese Papiere im Messechaos verloren und spätestens bei der Nachbereitung der Messe werden die Stapel häufig bloß überlastet zur Seite geschoben.
Buchmesse für Autor*innen: So geht's!
Wenn es nun also aussichtslos ist, dein Manuskript an den Mann oder an die Frau zu bringen, worum geht es dann beim Buchmessen-Besuch? Sehr gut eignet sich ein Messe-Besuch, um sich einen Überblick über die Literaturbranche und den Buchmarkt zu verschaffen.
Du kannst zum Beispiel herausfinden:
- Was sind die neusten Trends in meinem Genre?
- Welche Entwicklungen gibt es im Ausland, die auf dem deutschen Markt vielleicht noch nicht angekommen sind?
- Welche Verlagsstände gefallen mir? Wo könnte ich mir mein Buch gut vorstellen?
- Welche ähnlichen Titel sind erschienen und wie unterschiedet sich mein Manuskript davon?
Konkurrenzrecherche und Verlagssuche
Insbesondere für den Einstieg in die Konkurrenzrecherche und in die Verlagssuche eignet sich der Buchmessen-Besuch sehr. In meinen Autorencoachings schicke ich Autorinnen und Autoren gern einmal in die Buchhandlung, damit sie herausfinden, welche ähnlichen Titel zur eigenen Buchidee es gibt und wie die Verlage sie verpacken. Diese Art von Konkurrenzrecherche kannst du selbstverständlich auch auf der Messe angehen – nur dass die Auswahl hier viel größer ist!
Ähnliches gilt für die Verlagssuche: Auf der Messe kannst du dir relativ schnell und unkompliziert einen Überblick darüber verschaffen, in welchen Verlag dein Manuskript passen könnte. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, mit Lektor*innen zu sprechen, verschwindend gering ist, bekommst du vielleicht doch die Möglichkeit, mit dem Standpersonal ins Gespräch zu kommen und so mehr über das Verlagsprogramm zu erfahren.
Die Buchmesse als Selfpublisher*in
Reist du als Self-Publisher*in zur Buchmesse kannst du dich außerdem bei verschiedenen Dienstleistern informieren. So kannst du beispielsweise die Konditionen der Veröffentlichung bei verschiedenen Anbietern vergleichen und die Mitarbeitenden mit Fragen löchern. Auch Verbände wie den Selfpublisher-Verband oder Autorinnen-Vereinigungen wie die Mörderischen Schwestern kannst du auf der Buchmesse näher kennenlernen. Mein Berufsverband, der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren, bietet meist sogar eine kostenlose Lektoratssprechstunde an.
Neues lernen und Austausch
Das führt uns zum nächsten Punkt: Die Buchmesse ist ein Ort des Lernens! Manchmal ist es vielleicht nur ein Gespräch an einem Stand, bei dem du etwas Neues erfährst, ein anderes Mal eine Veranstaltung auf einer der Bühnen – fest steht, dass es überall etwas zu lernen gibt. Es werden Fachvorträge angeboten, aber auch viele Lesungen verschiedener Autor*innen, die im Gespräch vielleicht etwas über ihre besten Schreibtipps verraten.
Für alle, die in der Buchbranche schon ein wenig Fuß gefasst haben, ist die Buchmesse außerdem eine große Kontaktbörse. Verabrede dich mit deinen Schreibfreund*innen, triff endlich deine Lektorin oder deinen Grafiker, mit denen du bisher nur virtuell zusammengearbeitet hast, und vernetz dich.
Die Buchmesse ist groß, voll und wuselig. Es lohnt sich, sie mindestens einmal erlebt zu haben!
Buchmesse Frankfurt 2023: Hallenplan und Veranstaltungen für Autor*innen
Um deinen Buchmessen-Besuch möglichst gut auszunutzen, solltest du dir vorab einen groben Plan machen. Welche Stände willst du unbedingt besuchen? Welche Veranstaltungen auf keinen Fall verpassen?
Die Messehallen sind 2024 so aufgeteilt:
NEU!
New Adult und New-Adult-Bühne
Queere Verlage
Alles rund ums Schreiben und Self-Publishing
Stand des Lektorenverbands, des Selfpublisher-Verbands etc.
Kinder- und Jugendbuch
Papeterie und Geschenke
Literatur und Sachbuch
Ratgeber
Literatur und Sachbuch
Bildung
Leseinsel der Unabhängigen Verlage
Hörbuch
Österreich / Luxemburg / Schweiz
Internationale Verlage
Zentrum Wort – Bühne für Literatur und Übersetzung
Deutscher Literaturfonds, Kunststiftung NRW etc.
Internationale Verlage
In Halle 6.1 befindet sich außerdem das Comic Center.
In Halle 6.2 befindet sich das Agent Center für die Literaturagenturen, dort kommst du aber nur mit Einladung rein.
Bühnen mit Lesungen: ARD, ZDF, 3sat
Ehrengast 2024: Italien
Lesezelt
Essensstände
Wenn du nach einem ganz bestimmten Aussteller suchst, kannst du vorab auch im Ausstellerkatalog der Messe stöbern.
Veranstaltungen findest du im Veranstaltungskalender der Frankfurter Buchmesse – das ist allerdings einigermaßen mühsam. Besser, du schaust gleich bei den für Autor*innen interessanten Anbietern, zum Beispiel beim Dienstleister BoD.
Packliste: Das brauchst du für den Messebesuch
Wenn du zum ersten Mal eine Buchmesse besuchst, kommst du vielleicht nicht gleich auf all die Kleinigkeiten, die in den Hallen praktisch sein können.
Nicht fehlen dürfen meiner Meinung nach:
- Bargeld (viele Stände bieten keine Kartenzahlung an)
- Handy und Powerbank
- Messeticket
- Messezeitplan und/oder Buchmessen-App
- Wasser und etwas zu essen
- Block und Stift für Notizen
- Kaugummis für frischen Atem
- evtl. Visitenkarten, Flyer etc.
- Notfall-Apotheke: Blasenpflaster, Kopfschmerz-Tabletten etc.
Achtung: Bücher dürfen auf der Frankfurter Buchmesse erst ab Freitagnachmittag, 14 Uhr verkauft werden. An den Fachbesuchertagen (Mittwoch und Donnerstag), zu denen du als Autor*in unter Umständen ebenfalls Zugang hast, gibt es keinen Verkauf.
Achte außerdem unbedingt auf bequeme Schuhe, du wirst seeehr viel laufen. Bei der Kleidung hat sich das Zwiebelprinzip bewährt: In den Messehallen ist es meist warm und stickig, sodass es angenehm ist, ab und zu raus zu gehen. So kannst du außerdem die Wege abkürzen.
So, und nun wünsche ich dir viel Spaß und viele gute Ideen bei deinem Buchmesse-Besuch!
Und vor allem: Schreib weiter!
Deine Textgefährtin Meike
Bildnachweis
Beitragsbild: (c) Frankfurter Buchmesse/Anett Weirauch
3 Antworten
Liebe Frau Blatzheim!
Ich habe soeben Ihre Vorschläge für den Besuch einer Buchmesse gelesen und mich entschieden, nicht nach Frankfurt zu fahren. Seit einiger Zeit versuche ich nun schon, meinen Roman für einen Verlag interessant zu machen. Bisher leider ohne Erfolg. Daher werde ich mich auch nicht einfach auf den Weg zur Messe begeben, um ihn dort, im besten Fall, anzubieten. Vielleicht können Sie mir ja noch ein wenig mehr dazu sagen. Was habe ich, ausser selfpublishing, noch für Möglichkeiten? Wäre nett, wenn Sie mir antworten könnten. Viele Grüsse Beate Lehnen
Liebe Frau Lehnen,
vielleicht hilft Ihnen meine aktuelle Blogserie „Erfolg als Autor*in“ weiter. Insbesondere der Artikel, der im November zum Thema „alternative Wege zum Erfolg“ erscheint, könnte zu Ihrer Fragestellung passen. Schauen Sie gern mal rein, sobald der Artikel veröffentlicht ist (melden Sie sich gern zu meinem Newsletter an, dann verpassen Sie keinen neuen Artikel).
Viele Grüße
Meike Blatzheim