Die wichtigsten Wettbewerbe für Kinder- und Jugendbuchautor*innen

Wettbewerbe für Kinder- und Jugendbuchautor*innen

Eine der Autorinnen, die mein eigenes Lesen als Jugendliche in den 1990er und frühen 2000er Jahren prägte, war Mirjam Pressler. Als sie 2019 starb, hatte sie über 40 Kinder- und Jugendbücher verfasst und weitere 500 Bücher für Kinder wie für Erwachsene übersetzt. Auch du hast bestimmt schon einmal eines ihrer Bücher gelesen. Aber weißt du auch, dass sie ihren ersten Erfolg dem Gewinn des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises verdankte?

Von der Gewinnerin zur Autorin

1980 war Mirjam Pressler mit Bitterschokolade angetreten – und gewann. Der Roman erschien im selben Jahr im Verlagsprogramm Beltz & Gelberg und erreichte über die Jahre eine Auflage von rund 400.000 Exemplaren. Für ein Jugendbuch ist das verdammt viel. Vielleicht wäre Mirjam Pressler, die sich damals als alleinerziehende Mutter in München durchschlug, auch ohne den Gewinn eine erfolgreiche Autorin geworden. Vielleicht verhalf ihr die Auszeichnung aber auch zu dem Quäntchen Aufmerksamkeit, mit dem sie sich am Buchmarkt durchsetzen konnte.

Diese Geschichte zeigt jedenfalls, dass du als Autor*in die Wirkung solcher Preise nicht unterschätzen solltest. Sie können nicht nur einem bereits veröffentlichten Roman zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen, sondern auch dafür sorgen, dass du für dein Manuskript überhaupt erst einen Verlag findest. Deshalb habe ich dir in diesem Artikel die renommiertesten Preise für Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum zusammengestellt, bei denen du mit einem unveröffentlichten Werk antreten kannst.

Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis

Zuerst zum Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, den Mirjam Pressler damals gewann. Er wird seit 1977 jährlich vergeben, wobei es manchmal vorkommt, dass er nicht vergeben wird. Dann nämlich, wenn die Jury keinen der eingereichten Texte als preiswürdig empfindet. Aber bewerben kannst du dich jedes Jahr. Eingereicht werden können sowohl im Verlag veröffentlichte Bücher als auch unveröffentlichte Manuskripte, allerdings ausschließlich Debüts. Der Einsendeschluss ist stets im Frühsommer, die Preisverleihung findet auf der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM im November statt. Übrigens kannst du dich auch mit Illustrationen bewerben.

Peter-Härtling-Preis

Ein weiterer, sehr renommierter Preis für angehende Kinder- und Jugendbuchautor*innen ist der von der Verlagsgruppe Beltz ausgelobte Peter-Härtling-Preis. Peter Härtling, 2017 leider verstorben, war einer der deutschen Kinderbuchautoren der vergangenen 50 Jahre, und einer der bekanntesten Vertreter des neuen realistischen Kinderbuchs ab den 1970er Jahren. Deshalb ist die wichtigste Anforderung an den Text, den du hier einreichst, dass es sich um eine realistische Erzählung handelt. Das Manuskript muss außerdem unveröffentlicht sein. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und die Dotierung kann sich sehen lassen: Zu gewinnen gibt es ein Preisgeld sowie eine Veröffentlichung im Verlag Beltz & Gelberg.

Selfpublishing-Buchpreis

Der Selfpublishing-Buchpreis ist dann interessant für dich, wenn du dein Buch unabhängig von einem Verlag veröffentlicht hast. Es gibt drei Hauptkategorien für die Einreichung, unter anderem die Kategorie Kinder- und Jugendbuch. Bei diesem Preis kannst du sogar mehrere Werke einreichen, allerdings gibt es einen festgelegten Veröffentlichungszeitraum für jedes Jahr. Der Preis wird auf der Frankfurter Buchmesse verleihen, was für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgt.

Feuergriffel: Mannheimer Stadtschreiber

Beim Feuergriffel handelt es sich nicht um einen klassischen Kinderbuchpreis, sondern um ein Stipendium zur Entwicklung einer Buch-Idee. Um dich hier bewerben zu können, musst du dein Buch also nicht fertiggeschrieben haben – du bewirbst dich mit einem Exposé. Allerdings solltest du wissen, dass neben einem Preisgeld der Aufenthalt in einer Stadtschreiberwohnung in Mannheim zum Gewinn gehört und der Verein, der den Preis ausschreibt, damit rechnet, dass du dich in der Stadt einbringst und zum Beispiel Schreibwerkstätten für Schüler veranstaltest.

Stipendium des Phantastik-Autoren-Netzwerks

Auch hierbei handelt es sich um ein Stipendium, das der weiteren Ausarbeiten einer Roman-Idee dient. Während beim Peter-Härtling-Preis ausschließlich realistische Geschichten gesucht werden, hat sich das Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) die Förderung fantastischen Schreibens auf die Fahnen geschrieben. Dafür werden unter anderem Arbeitsstipendien ausgeschrieben – relativ neu dabei ist eines für Kinder- und Jugendbuchautor*innen. Der Text, mit dem du dich bewirbst, muss unveröffentlicht sein, und eingereicht werden muss kein komplettes Manuskript, sondern ein Exposé sowie eine Leseprobe.

Kirsten-Boie-Preis

Mit dem Kirsten-Boie-Preis schafft es ein weiterer nach einer Autorin benannter Wettbewerb auf die Liste. Der Preis, der unveröffentlichte Manuskripte für Kinder zwischen 8 und 11 Jahren auszeichnet, wird alle zwei Jahre vom Hamburger Literaturhaus verliehen. Da es sich um eine Kooperation unter anderem mit den Verlagen Oetinger und Carlsen handelt, gibt es neben einem Preisgeld eine Veröffentlichung zu gewinnen.

Stipendium der Akademie für Kindermedien

Ein spannendes, in der Buchbranche noch viel zu unbekanntes Projekt ist die Akademie für Kindermedien in Erfurt. In ihrem Stipendiatenprogramm bringt sie verschiedene Bereiche der Medienproduktion für Kinder zusammen: pro Jahrgang werden je 4 Stipendiat*innen aus den Bereichen Buch, Film, Story World und Serie ausgewählt, die ein Jahr lang intensiv mit ihren Projekten begleitet werden. Bei der Abschlusspräsentation werden außerdem besonders interessante Projekte mit Preisgeldern bedacht. Da einer der Preise von einem Verlag gesponsert wird, ist der direkte Verlagskontakt garantiert. Aber Achtung: Es handelt sich um ein Teilstipendium, es fallen also Kosten für die Teilnahme an.

 

Übrigens erzählt die Autorin Antje Tresp-Welte hier von ihren Erfahrungen bei der Bewerbung.

Internationaler Bilderbuch-Schreibwettbewerb

Letztens stolperte ich über einen weiteren, spezialisierten Kinderbuch-Schreibwettbewerb: eine internationale Kooperation, an der unter anderem die Schweizer minedition beteiligt ist.

Hier sind ausschließlich Bilderbuchtexte gefragt. Zu gewinnen gibt es ein stattliches Preisgeld und die Option auf Veröffentlichung in einem der teilnehmenden Verlage.

Der Meefisch (noch mal Bilderbuch!)

Okay, eigentlich versammelt dieser Artikel ja Wettbewerbe für Kinderbuchautor*innen. Zum Kinderbuch, vor allem zu dem für die jüngere Zielgruppe, gehören Bilder aber unweigerlich dazu. Und so findet dieser Illustrator*innen-Wettbewerb hier ebenfalls seinen Platz.

Um beim Meefisch berücksichtigt zu werden, benötigst du neben dem fertigen Manuskript alle Illustrationen deines Bilderbuch-Projekts, von denen 3 Originale eingereicht werden müssen (die gibt’s am Ende natürlich zurück). Dafür winken allerdings auch fette Gewinne: Neben dem Preisgeld eine Veröffentlichung im renommierten S. Fischer Verlag.

Dorfschreiber*in Eisenbach

Und noch eine Ausschreibung für all diejenigen, die nicht nur schreiben, sondern auch zeichnen! Das kleine Örtchen Eisenbach im Schwarzwald vergibt jährlich einen Dorfschreiber-Platz an Autor*innen mit einem Comic- oder Graphic-Novel-Projekt. Du bewirbst dich mit einem aktuellen Buchprojekt, solltest allerdings bereit sein, ein Frühjahr im Schwarzwald zu verbringen und dich dort aktiv in die Kulturszene einzubringen. Übrigens handelt es sich beim Eisenbacher Dorfschreiber-Stipendium nicht um einen expliziten Kinderbuchpreis – du kannst dich auch mit einem Manuskript für Erwachsene bewerben.

Arbeitsstipendium der Silke Weitendorf Stiftung

Möchtest du als Kinderbuchautor*in oder Illustrator*in ein paar Wochen lang von dem Ort arbeiten, wo die deutschen Ausgaben der Pippi-Langstrumpf-Bücher oder die Geschichten von Paul Maar entstanden? Dann könnte die Stipendien der Silke Weitendorf Stiftung etwas für dich sein.

Das Heidi-Haus in Hamburg-Duvenstedt ist die ursprüngliche Verlagsheimat des Friedrich Oetinger Verlags – eines der größten Kinderbuchverlag in Deutschland. Seit der Verlag selbst in die Hamburger Innenstadt umgezogen ist, gibt es dort Arbeitsraum für Kinderbuch-Kreative, ganz egal, ob du schreibst oder illustrierst.

Mentoring-Programm des Sächsichen Literaturrats

Eines vorab: Bewerben kannst du dich hier nur, wenn du deinen Wohnsitz in Sachsen hast. Alle anderen gehen leider leer aus.

Ein Preisgeld oder eine Veröffentlichung gibt es bei diesem ‚Wettbewerb‘ nicht zu gewinnen, dafür aber etwas anderes Wertvolles: Fortbildung! Und sicher auch neue Kontakte in der Literaturszene.

Das Konzept sieht vor, dass jeweils ein Nachwuchsautor oder eine Nachwuchsautorin ein ganzes Jahr lang mit einem*einer erfahrenen Kolleg*in zusammenarbeiten darf. Dieses Jahr wird das Mentoring-Programm für Lyrik und Kinder- bzw. Jugendbuch angeboten, im Kinderbuch-Bereich steht als Mentorin die erfahrene Autorin Rusalka Reh bereit.

Buntspecht: Nachwuchspreis für Bilderbuchillustration

Ein weiterer Preis für unveröffentlichte Bilderbücher ist der Buntspecht-Preis. Teilnehmen können sowohl Illustrator*innen, die an einem eigenen Projekt arbeiten (den Text also selbst schreiben) als auch Teams aus Autor*innen und Illustrator*innen.

Veranstalter des Preises ist neben der AID (Akademie für Illustration und Design Berlin) der Verlag Annette Betz, sodass ihr euch sicher sein könnt, Verlagsaufmerksamkeit zu erlangen. Neben einem stattlichen Preisgeld winkt den 10 Finalist*innen die Teilnahme an einer Ausstellung in Berlin.

Kleinere Preise und Literaturwettbewerbe

Natürlich gibt es neben den „Schwergewichten“ unter den deutschen Kinder- und Jugendbuchpreisen auch viele kleinere Wettbewerbe, bei denen du deine Texte einsenden kannst. Und auch das ist eine gute Übung. Solche Wettbewerbe haben oft ein Ausschreibungsthema. Ad hoc eine kurze Geschichte zu einer Vorgabe zu schreiben, trainiert die Kreativität. Für den Einstieg ist das also eine super Idee. Wenn es dann in Richtung deiner ersten Veröffentlichung geht, kann die Teilnahme an einem größeren Wettbewerb eine Alternative zur Bewerbung bei einer Literaturagentur oder einem Verlag sein: Du bewirbst dich nicht, sondern wirst entdeckt! Ob sich daran eine Autorenkarriere wie die Mirjam Presslers anschließt, kann dir zwar niemand versprechen, aber einen Versuch ist es wert, oder?

Übrigens, wenn du (auch) für Erwachsene schreibst, schau mal bei meiner Kollegin Maike Frie vorbei, die die interessantesten Schreibwettbewerbe 2024 für Belletristen herausgesucht hat.

Schreib weiter!

Deine Textgefährtin Meike

Die Textgefährtin: Meike Blatzheim

Meike Blatzheim, Textgefährtin

Schreibende/lektorierende/übersetzende Tausendsassa und realitätsverhaftete Tagträumerin.
Als Kind wollte sie Autorin, als Jugendliche Journalistin und als Studentin Übersetzerin werden. Heute ist sie von allem ein bisschen – und vermittelt in Schreibkursen und als Autorencoachin ihr Wissen außerdem an alle, die Literatur und Schreiben ebenso lieben wie sie.

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