Sabrina war hochmotiviert ins Schreiben gestartet.
Als sie mich für ein Autorencoaching kontaktierte, hatte sie bereits rund 150 Seiten ihres ersten Romans zu Papier gebracht – eine ganze Menge!
Aber sie war frustriert, denn unterwegs war ihr die Puste ausgegangen. Sie wusste nicht, wie sie langfristig beim Schreiben dranbleiben sollte.
Damit ist sie bei Weitem nicht allein. Sollte es dir also gerade gehen wie Sabrina, kann ich dir zumindest das versichern: Du bist in bester Gesellschaft!
Beim Schreiben dranzubleiben und langfristig am eigenen Buch weiterzuschreiben, das ist für viele eine Herausforderung. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du die am besten meisterst!
Inhaltsverzeichnis
Der Roman als Marathon?
Im Netz und anderswo wird das Schreiben eines Romans oft mit einem Marathon verglichen (allerdings finden sich da auch jede Menge anderer Vergleiche, demnach ist auch die Revolution im Iran, die Digitalisierung oder gleich das ganze Leben ein Marathon, lassen wir das also).
Aus verschiedenen Gründen, die ich demnächst noch einmal gesondert aufschreiben werde, bin ich damit nicht völlig d’accord. An einer Stelle allerdings passt der Vergleich: Unterwegs sieht es oft wenig glamourös aus.
Da hängst du irgendwo bei Kilometer 25 oder Seite 225 und bist kurz davor, aufzugeben. Im Gegensatz zum Marathon steht beim Schreiben allerdings selten jemand an der Seitenlinie und jubelt dir motivierend zu. Und Obst, Wasser und Schokoriegel bringt dir auch keiner (es sei denn, du hast ein*e wunderbare*n Partner*in oder richtig tolle Freund*innen).
Du bist auch noch allein mit diesem Ding, das einmal ein Roman werden will. Was also tun, wenn du gerade auf der Stelle trittst? Was musst du wissen und was hilft dir wirklich weiter, langfristig motiviert zu bleiben?
Da hängst du irgendwo bei Kilometer 25 oder Seite 225 und bist kurz davor, aufzugeben.
Strategie 1: Finde dein Warum!
Zu wissen, warum du schreibst, finde ich so wichtig, dass ich darüber schon einmal einen ganzen Artikel geschrieben und zu der Blog-Parade Dein Schreib-Warum aufgerufen habe.
Du brauchst etwas, auf das du dich besinnen kannst!
Wenn sich gerade alles schwer und nach echter Arbeit anfühlt (obwohl das Schreiben doch dein Lebenstraum und dein Hobby ist), hilft dir nur ein starker Motivator, durchzuhalten, bis es wieder leichter wird.
Warum also schreibst du?
Stell dir diese Frage unbedingt.
Geht es um ein Ziel, das du erreichen möchtest? Dann visualisiere dieses Ziel, zum Beispiel den Moment, in dem du dein gedrucktes Buch in Händen hältst. Mal dir genau aus, wie es sein wird, wie du dich fühlen wirst, was es in deinem Leben verändert, wenn dein Buch erscheint.
Gestalte ein vorläufiges Cover und häng es in Sichtweite deines Schreibplatzes auf. Bastle ein Moodboard zu deiner Geschichte oder gestalte dein Lieblingszitat über das Schreiben als Motivationsplakat.
Achtung allerdings:
Warum schreibst du? Das ist die wichtigste Frage.
Strategie 2: Setz Etappenziele!
Wenn dein einziges Ziel ist „deinen Roman fertig zu schreiben“ wette ich mit dir, dass es dir bald so gehen wird wie Sabrina.
Dieses Ziel ist viel zu groß und viel zu weit entfernt – vor allem, wenn du nur als Hobby schreibst und entsprechend langsam vorankommst.
Überlege stattdessen, was deine nächsten Etappenziele sind und schreib sie auf. Hier ein paar Beispiele:
- Kapitel 5 fertigschreiben
- die letzten 30 Seiten lesen und alle offenen Probleme notieren
- eine Mini-Zusammenfassung für jedes Kapitel schreiben
Ist gerade viel zu tun und du weißt gar nicht, wo du zuerst ansetzen sollst, schreib alles auf, jede kleine Frage oder Aufgabe – dann hast du sie aus dem Kopf.
Wenn du jetzt noch schätzt, wie viel Zeit du zur Erledigung jeweils brauchst, kannst du deine nächsten Schreibtage planen und weißt bereits, was jeweils zu tun ist.
Mein Pro-Tipp: Plane großzügig! Nichts ist frustrierender, als immer wieder aufs Neue festzustellen, dass du langsamer bist, als du dir vorgenommen hattest. Erlaube dir lieber, schneller zu sein.
Strategie 3: Track deinen Fortschritt!
Auch Fortschrittstracking kann motivieren.
Aber auch hier gilt: Überfordere dich nicht und lass dich nicht unter Druck setzen von dem, was andere schaffen oder zu schaffen behaupten (Stichwort Social Media). Du bist du, und du hast dein eigenes Tempo.
Trotzdem ist es gut, schwarz auf weiß zu sehen, wie du vorankommst. Anstelle einer To-do-Liste (oder als Ergänzung) kannst du dir eine ‚Tada-Liste‘ anlegen, auf der alles steht, was du – tada! – bereits geschafft hast.
Oder du arbeitest mit einem klassischen Wort- oder Zeichentracker, an dem sich ablesen lässt, wie deine Geschichte wächst.
Inzwischen gibt es dafür auch Apps, zwar nicht extra für Schreibende, aber wenn du nach „Gewohnheitstracking“ oder „Habit Tracker“ suchst, solltest du fündig werden. Zum Beispiel hier beim MDR erfährst du mehr dazu. In den Apps kannst du das gewünschte Verhalten einstellen – zum Beispiel dreimal die Woche mindestens 100 Wörter schreiben – und wirst dann an deine neue Gewohnheit erinnert.
Strategie 4: Setz auf Accountability!
Viel lieber hätte ich hier einen deutschen Ausdruck verwendet, aber ich wüsste keine deutsche Übersetzung, die alles ausdrückt, was in diesem Begriff steckt (falls du eine weißt, schreib sie mir bitte in die Kommentare!).
Wörtlich übersetzt würde man vielleicht sagen: Lege Rechtschaffenheit ab, aber, come on, das klingt wirklich nicht sexy!
Was gemeint ist? Sich verpflichten, indem man – wie auch immer – sein Ziel öffentlich macht.
Du erzählst zum Beispiel all deinen Freund*innen, dass du bis Ende des Jahres die Rohfassung deines Romans schreiben wirst. So baust du sozialen Druck auf (du willst niemanden enttäuschen), und die Wahrscheinlichkeit, dein Ziel zu erreichen, steigt.
Alternativ könntest du regelmäßig auf Social Media von deinem Schreibprozess erzählen. Wenn deine Follower*innen wollen wissen, wie es läuft (und am liebsten erzählst du ihnen, dass es gut läuft), gibt dir das einen zusätzlichen Motivationsschub.
Auch Teil des Autorencoachings kann es sein, eine Deadline zu setzen. Wir vereinbaren dann zum Beispiel, dass du mir vor dem nächsten Termin 10 Normseiten Text schickst, und gleich ist es viel verbindlicher für dich, wirklich zu schreiben.
Mach dein Schreiben öffentlich. Oder schreibe öffentlich.
Strategie 5: Schreib nicht allein!
Verbindlichkeit schaffst du außerdem, wenn du nicht allein schreibst.
Ob du dich mit einer guten Freundin verabredest, die zufällig auch schreibt, oder dir gleich eine größere Schreibgruppe suchst, hängt von deinen Vorlieben ab. Dass es jedoch beflügelt, zusammen mit anderen zu schreiben, höre ich immer wieder von den Teilnehmer*innen meiner Schreibreise oder meines kostenlosen monatlichen Treffs Betreutes Schreiben. Früher fand außerdem jährlich im November der National Novel Writing Month statt – den gibt es leider nicht mehr, dafür aber nun meinen Schreib-November.
Meine Vermutung: Du bleibst eher dran, wenn andere auch schreiben – denn wenn alle so fleißig schreiben, wäre es ja peinlich, wenn nur du gleich wieder vom Schreibtisch aufstehst, oder?
So überwindest du den anfänglichen Widerstand, wenn es nicht gleich fließt. Vielen Schreibenden fällt es außerdem leichter, vorgegebene Termine einzuhalten als sich selbst Termine zu setzen und diese dann auch ernst zu nehmen.
Strategie 6: Kenne deine Widerstände!
Jede*r von uns stößt manchmal auf Schreibprobleme.
An manchen Tagen strömen die Geschichten nur so aus dir heraus, an anderen ist alles schwerfällig. Besser wird es häufig, wenn du regelmäßig schreibst, denn das wird das Schreiben mehr und mehr zur Routine.
Trotzdem kann der eigene Perfektionismus ebenso lähmen wie der ewige Vergleich mit anderen, gerade in Zeiten von Social Media.
Erlaube dir, einen Rohentwurf zu schreiben, bevor es an die Überarbeitung geht.
Aus schreibpsychologischer Sicht ist es ohnehin sinnvoll, die Schreibphasen zu trennen, damit der analytische Teil deines Gehirns die Kreativität nicht lähmt.
Sicher hast du schon einmal den Begriff ‚shitty first draft‘ (etwa: ‚richtig schlechter Erstentwurf‘) gehört – so einen schreibst du jetzt! Das Feilen und Schönputzen kommt später.
Wenn du die Erfolge anderer beobachtest, denk daran: Gerade in den sozialen Medien teilt kaum jemand, was nicht klappt, sondern stets die schönsten Momente. Vergleichst du deinen Schreiballtag oder sogar deine Misserfolge mit dem, was andere feiern, ist etwas schief.
Lass dir das Schreiben nicht von deinen Selbstzweifeln vermiesen! Solange dein Roman gerade erst entsteht, geht es nicht um Qualität und nicht um eine eventuelle Veröffentlichung, sondern um deinen Spaß am Schreiben.
Social Media zeigt perfekte Momente - nichts, womit du deinen Schreiballtag oder Misserfolge vergleichen solltest!
Strategie 7: Halte das Schreiben spannend!
Langeweile dich nicht selbst!
Ein Mammutprojekt wie einen Roman anzugehen, kann sich nach einiger Zeit ermüdend anfühlen. Du kommst nur in Mini-Schritten voran und die Liste dessen, was abzuarbeiten ist, ist schier unendlich.
Erlaube dir, kreativ zu sein.
Niemand sagt, dass du die Szenen in derjenigen Reihenfolge ‚abarbeiten‘ musst, wie sie später im Buch stehen werden. Hast du gerade mehr Lust, eine Szene weiter hinten zu schreiben, tu das! Sie wird höchstwahrscheinlich besser werden als die, die dich in diesem Moment langweilt.
Unterschätz außerdem nicht, wie hilfreich es sein kann, kleine Texte ‚abseits deines Romans‘ zu schreiben. Das rate ich fast allen meiner Coaching-Kund*innen. Schnapp dir einen Schreibimpuls aus einem Buch oder von einer Website und schreib einen kurzen Text, der in irgendeiner Weise mit deinem Romanprojekt zu tun hat. Vielleicht kommt deine Hauptfigur darin vor, vielleicht spielt die Szene in der Welt deines Buchs, vielleicht machst du für die Übung den Antagonisten zum Protagonisten – sei kreativ!
Erlaube dir, herumzuspielen und arbeite nicht sklavisch deinen Plan ab.
Bonus-Tipp: Fang klein an!
Ob dich und mich das Bild vom Roman als Marathon nun überzeugt oder nicht: Ich hoffe, meine Tipps bieten dir Ansätze, langfristig beim Schreiben dranzubleiben.
Es gibt allerdings einen weiteren Punkt, in dem der Vergleich gar nicht so schlecht ist: Die wenigsten Leute würden auf die Idee kommen, sich völlig unvorbereitet für einen Marathon anzumelden. Solltest du also Schreibanfänger*in sein und dich nach einem enthusiastischen Start mit deinem Romanprojekt schwertun, kann es sein, dass du zunächst Training brauchst.
Es kann dann eine gute Idee sein, den Roman beiseitezulegen und anhand kürzerer Texte zu üben – so wie du beim Laufen zunächst mit fünf oder zehn Kilometern beginnen würdest.
Beim Verfassen einer Kurzgeschichte lernst du, gute Figuren zu schaffen, Szenen zu schreiben, die die Handlung vorantreiben und überzeugende Twists zu erfinden. Außerdem lässt sich der Text besser überblicken, besprechen und überarbeiten.
Der Roman kommt dann später wieder zum Zuge.
Wenn du dich an meine Strategien hältst, stehen die Chancen gut, dass du bis zum Ziel durchhältst.
Du suchst noch mehr Tipps ? In diesem Artikel verrate ich dir meine 11 Schreib-Hacks fürs perfekte Zeitmanagement als Autor*in.
Schreib weiter!
Deine Textgefährtin Meike
Gemeinsam schneller zum Ziel!
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