Lektorat gesucht: Lektor*in finden in 5 Schritten

Hände, die lektorieren mit dem Titel "Lektor*in finden"

Die Autorin Anna Basener, mit der ich studiert habe, schreibt in der Danksagung zu ihrem Roman Schund und Sühne: „Schreiben ohne Lektorat ist wie Schminken ohne Spiegel. Kann man machen, ist dann aber halt scheiße.“ Ich finde, sie bringt es damit ziemlich auf den Punkt: ohne Lektorat fehlt einem Autor oder einer Autorin das Korrektiv.

Wenn du deinen Roman in einem Verlag veröffentlichst, sorgt der auch für das Lektorat. Du musst dich um die Auswahl des Lektors oder der Lektorin nicht kümmern. Das ist ein toller Service, dafür hast du im Normalfall aber auch keinen Einfluss darauf, mit wem du zusammenarbeitest. Veröffentlichst du als Self-Publisher*in hast du dagegen die Qual der Wahl. Allein in der Datenbank des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren (VfLL) sind beinahe 900 Lektor*innen gelistet. Wie also findest du den richtigen Menschen für die Bearbeitung deines Buchs?

Inhaltsverzeichnis

1. Schritt: Wo findest du Lektor*innen?

Bevor es an die Entscheidung geht, welcher Lektor oder welche Lektorin am besten zu dir und deinem Buch passt, musst du erst einmal wissen, wo du nach Lektor*innen suchen kannst.

So kannst du deine Suche beginnen:

  • Schau ins Impressum deiner Lieblingsbücher. Lektor*innen werden nicht immer genannt, aber vielleicht hast du Glück und du findest heraus, wer den Roman bearbeitet hat.

 

  • Hör dich bei befreundeten Autor*innen um. Haben sie schon einmal mit einem Lektor oder einer Lektorin zusammengearbeitet und können dir jemanden empfehlen?

 

  • Beim Verband der freien Lektorinnen und Lektoren gibt es eine Lektorensuche – ein super Tool! Erstens findest du hier nur geprüfte Mitglieder, zweitens kannst du nach bestimmten Genres oder Arbeitsbereichen filtern.

 

  • Such auf Social Media nach #lektor, #lektorin oder #lektorat. Wenn dir ein Profil gefällt und du der Person folgst, bekommst du nach und nach ein Gefühl dafür, was sie so macht und ob das zu dir und deinem Text passen könnte.

2. Schritt: Welche Qualifikation sollte ein professioneller Lektor haben?

Die schlechte Nachricht zuerst: Lektor oder Lektorin ist keine geschützte Bezeichnung. Nur weil sich jemand auf seiner Website oder seiner Visitenkarte so bezeichnet, heißt das leider nicht, dass er oder sie auch das Handwerk beherrscht. Wie findest du also heraus, ob jemand professionelles Lektorat anbietet?

Diese Punkte helfen dir bei der Auswahl:

  • Ist der Lektor oder die Lektorin Mitglied im Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VfLL)? Um dort aufgenommen zu werden, muss man Berufserfahrung im Bereich Lektorat oder eine Weiterbildung vorweisen.

 

  • Schau dir den Werdegang des Lektors oder der Lektorin an. Hat er oder sie längere Zeit in einem Verlag gearbeitet, vielleicht sogar in dem Bereich, in dem auch dein Roman angesiedelt ist? Was hat derjenige darüber hinaus gelernt und gemacht?

 

  • Findest du Referenzen auf der Website oder bei Google? Was sagen andere Autor*innen über den Lektor oder die Lektorin? Welche Bücher hat er oder sie bisher bearbeitet?

 

  • Werden Preise für das Lektorat angegeben? Das ist an sich zwar kein Qualitätsmerkmal, aber Dumping-Preise sind kein gutes Aushängeschild. Wer für 2,- oder 3,- Euro pro Normseite lektoriert, huscht entweder im Rekordtempo über den Text oder lebt nicht vom Lektorat, hat also weniger Berufserfahrung als jemand, der angemessene Preise verlangt.

 

  • Auch ein Blick ins Impressum der Website kann helfen, die Seriosität eines Anbieters einzuschätzen. Sind die Angaben komplett? Die Umsatzsteuerpflicht, die Lektor*innen erst ab einem bestimmten Jahresumsatz betrifft, kann ein Hinweis auf professionell betriebenes Lektorat sein. Allerdings solltest du diesen Punkt nicht überbewerten: Vielleicht arbeitet jemand in Teilzeit, weil er oder sie kleine Kinder hat.

3. Schritt: Welcher Lektor / welche Lektorin passt zu deinem Roman?

Wenn du die Formalitäten überprüft hast, kannst du dir sicher sein, dass die Qualität des Lektorats stimmt. Aber Achtung: Nicht jeder Lektor und jede Lektorin passt zu jedem Buch. Du solltest deshalb nicht nur überprüfen, ob jemand professionell arbeitet, sondern dich unbedingt auch selbst fragen, welche Art von Lektorat du buchen willst und was dir besonders wichtig ist

Diese Fragen solltest du beantworten können:

  • Welche Art der Bearbeitung stellst du dir vor? Möchtest du ein reines Korrektorat oder ein umfassendes Lektorat buchen? Wünschst du dir jemanden, der dein Manuskript vor allem sprachlich optimiert oder möchtest du auch Plot und Figuren auf den Prüfstand stellen? Oder suchst du gar einen Sparringpartner für die Romanentwicklung?

 

  • In welchem Genre schreibst du? Idealerweise findest du einen Lektor oder eine Lektorin, der/die zu diesem Schwerpunkt passt.

 

  • Wer ist deine Zielgruppe? Muss dein Lektor oder deine Lektorin sich mit speziellen Anforderungen auskennen? Das ist zum Beispiel der Fall, wenn du für Kinder oder für ein Fachpublikum schreibst.

 

  • Gibt es in deinem Roman bestimmte Themen, für die du dir Expertise wünschst? Solche Expertise kann auch im Privaten zu finden sein: Ich wäre zum Beispiel die richtige Lektorin für einen Pferderoman, aber die falsche für ein Buch mit Häkelanleitungen.

 

  • Möchtest du deinen Roman im Self-Publishing veröffentlichen oder dich bei einer Literaturagentur oder einem Verlag bewerben? Ist es dir wichtig, dass der Lektor oder die Lektorin Erfahrung im entsprechenden Bereich hat?
Beispiel aus der Stilüberprüfung von Microsoft Word

Programme wie Microsoft Word eine Stilüberprüfungs-Funktion – die ist aber nicht immer hilfreich.

4. Schritt: Welcher Lektor oder welche Lektorin passt zu dir persönlich?

Vermutlich ist deine Lektorenliste inzwischen ganz schön zusammengeschrumpft. Aber wir sind noch nicht am Ende! Schließlich ist eine Sache beim Lektorat wahnsinnig wichtig: Vertrauen. Du solltest also unbedingt herausfinden, ob du mit der Person auf der anderen Seite des Schreibtischs „kannst“.

Ist dir der Lektor oder die Lektorin sympathisch? Findet ihr gleich gemeinsame Themen und habt ihr eine ähnliche Vorstellung von der Arbeit am Manuskript? Einen ersten Eindruck der Person vermittelt die Website des Lektors bzw. der Lektorin und sein/ihr Auftritt auf Social Media. Mir persönlich ist es bei umfangreichen Projekten wie einem Lektorat außerdem wichtig, vorab mit Kund*innen zu telefonieren. Im direkten Gespräch findet man besser heraus, wie der oder die andere tickt. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit einem kleineren Auftrag zu testen, zum Beispiel mit einem Manuskriptgutachten.

Dann gibt es nur noch ein paar kleine Hindernisse aus dem Weg zu räumen:

  • Wie eilig ist dein Lektorat? Viele Lektor*innen (ich zähle dazu) sind einige Wochen bis Monate im Voraus ausgebucht. Bist du bereit, auf den nächsten freien Slot zu warten? Oder hast du die Möglichkeit, das Lektorat schon ein paar Wochen, bevor dein Roman fertig wird, anzufragen? Wenn es ganz eilig ist, kannst du über den Berufsverband VfLL übrigens auch eine Anfrage an viele Lektor*innen auf einmal stellen.

 

  • Wie stellst du dir die Zusammenarbeit vor? Meist funktioniert Lektorat so, dass der Lektor oder die Lektorin die Änderungsvorschläge direkt im Dokument einträgt. Manche besprechen das Manuskript aber auch am Telefon oder per Zoom, treffen sich persönlich mit ihren Autor*innen oder arbeiten auf Anfrage auf Papier.

 

  • Passt das Preisniveau? Sparen, indem du bei der Auswahl des Lektors oder der Lektorin nur aufs Geld schaust, ist meistens keine gute Idee, allerdings kannst du den Text selbst bereits möglichst genau überarbeiten. Gute Lektor*innen bieten dir außerdem Alternativen an, wenn die Qualität des Manuskripts noch nicht stimmt oder du dir kein komplettes Lektorat leisten kannst. Wenn du mir zum Beispiel sagst, welches Budget du zur Verfügung hast, können wir gemeinsam ein individuelles Angebot stricken.

5. Schritt: Was muss ein guter Lektor oder eine gute Lektorin unbedingt mitbringen (der Insider-Blick)?

Neben all den Tipps habe ich natürlich auch eigene Kriterien, die ich in der Zusammenarbeit zwischen Lektor*in und Autor*in für wichtig halte. Spaß an der Literatur, ein Überblick über den Literaturbetrieb und Sprachgefühl gehören für mich unbedingt zum Lektorenberuf dazu.

Wer sich noch nie mit dem Beruf beschäftigt hat, unterschätzt leicht, wie wichtig außerdem gute Kommunikationsfähigkeit ist. Als Lektorin berate ich Autorinnen und Autoren, ich muss präzise erklären können, warum ich eine Textänderung vorschlage und konstruktives Feedback geben. Ab und zu bin ich die Überbringerin unangenehmer Nachrichten, zum Beispiel, wenn die Dramaturgie eines Romans nicht funktioniert und ich dem Autor oder der Autorin nahelege, große Teile des Manuskripts umzuschreiben.

Respekt vor dem Text und der künstlerischen Leistung eines anderen Menschen ist ein weiterer wichtiger Punkt auf meiner Liste. Nicht umsonst habe ich den Namen „Textgefährtin“ ausgewählt. Es ist niemals mein Text, ich werde nicht schöpferisch tätig. Und als Autor*in darf man mir immer widersprechen und entscheiden, meine Änderungsvorschläge nicht anzunehmen. Mein geschätzter Kollege Hans Peter Roentgen hat das einmal sehr gut auf den Punkt gebracht: „Ein guter Lektor macht ein Buch besser, ein schlechter macht ein anderes Buch daraus.“ Damit meint er, dass ein guter Lektor oder eine gute Lektorin im Sinne des Autors innerhalb des Stilregisters des Textes redigiert. Wenn die Autorin ein leichtes, unterhaltsames Buch schreiben möchte, lasse ich als Lektorin mich darauf ein, und mache kein hochliterarisches Werk daraus.

Schließlich muss es auf persönlicher Ebene passen. Darüber habe ich oben schon gesprochen. Es kommt aber etwas Wichtiges dazu, was vielen nicht bewusst ist: Lektorat ist subjektiv. Nicht nur Autor*innen haben einen Stil, auch Lektor*innen haben einen. Und der sollte zu deinem passen. Entweder, weil er ähnlich ist oder aber, weil der/die Lektorierende genau das gut kann, was dir gar nicht liegt. Er oder sie sollte außerdem authentisch sein. Die Autor*innen, mit denen ich arbeite, müssen sich darauf verlassen können, dass sie eine ehrliche Einschätzung von mir bekommen.

Wie entscheidest du dich für deinen Lektor / deine Lektorin?

Du hast jetzt eine ganze Reihe Kriterien zur Hand, die dir dabei helfen, das Angebot verschiedener Lektor*innen miteinander zu vergleichen. Es ist aber auch verdammt viel, was du zur Entscheidung heranziehen kannst.

Deshalb kommt hier mein ultimativer Tipp:

Schreib dir eine Liste mit den drei Punkten, die dir persönlich am allerwichtigsten sind!

Und dann leg los! Such dir drei oder vier Lektor*innen heraus, die alle Kriterien erfüllen, schreib ihnen oder ruf sie an. Du wirst schnell herausfinden, wem du dein Buch anvertrauen willst.

Für den schnellen Überblick habe ich außerdem noch einen Bonus-Download für dich:

Achtung: Der Download wird über mein Newsletter-System verschickt. Deshalb musst du zustimmen, den Newsletter zu erhalten. Möchtest du ihn nicht weiter lesen, kannst du ihn über einen Klick in der ersten E-Mail gleich wieder abbestellen.

Übrigens kannst du natürlich auch ein Lektorat  direkt bei mir buchen.

Schick mir einfach eine E-Mail.

Schreib weiter!

Deine Textgefährtin Meike

Die Textgefährtin: Meike Blatzheim

Meike Blatzheim, Textgefährtin

Schreibende/lektorierende/übersetzende Tausendsassa und realitätsverhaftete Tagträumerin.
Als Kind wollte sie Autorin, als Jugendliche Journalistin und als Studentin Übersetzerin werden. Heute ist sie von allem ein bisschen – und vermittelt in Schreibkursen und als Autorencoachin ihr Wissen außerdem an alle, die Literatur und Schreiben ebenso lieben wie sie.

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Die Textgefährtin: Meike Blatzheim

Meike Blatzheim, Textgefährtin

Schreibende/lektorierende/übersetzende Tausendsassa und realitätsverhaftete Tagträumerin.
Als Kind wollte sie Autorin, als Jugendliche Journalistin und als Studentin Übersetzerin werden. Heute ist sie von allem ein bisschen – und vermittelt in Schreibkursen und als Autorencoachin ihr Wissen außerdem an alle, die Literatur und Schreiben ebenso lieben wie sie.

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