Es scheint, als würde es von Jahr zu Jahr einfacher, dein Buch einfach selbst zu veröffentlichen. Technisch gesehen stimmt das, lassen sich doch immer mehr Prozesse rund um die Buchherstellung automatisieren, und ‚on demand‘ zu drucken (also für die individuellen Kund*innen nach Bestellung) klappt auch längst problemlos.
Eine Frage bleibt allerdings: Liest das dann auch jemand? Und wie wirst du erfolgreich im Self-Publishing?
Damit sind wir wieder da, wo diese kleine Blog-Serie begonnen hat: Was bedeutet Erfolg als Autor*in für dich persönlich?
Wie immer du diese Frage beantwortest, vermutlich wirst du zustimmen, dass dazu gehört, dass dein Buch gelesen wird und/oder, dass du Geld mit dem Schreiben verdienst. Beides kann beim Self-Publishing ein Knackpunkt sein. Dein Buch auf den Markt zu bringen, ist gar nicht so schwierig, aber wie erfahren die Leser*innen, dass deine Geschichte auf sie wartet?
Inhaltsverzeichnis
Hat das Self-Publishing ein Qualitätsproblem?
Das hartnäckigste Vorurteil gegenüber Büchern, die im Self-Publishing erschienen sind, lautete schon immer: „Im Self-Publishing erscheinen nur die Bücher, die die Verlage nicht wollen, deshalb findet man dort keine Qualität.“ Dieses Vorurteil hat noch nie gestimmt und trifft heute weniger denn je zu. Viele Self-Publisher*innen agieren extrem professionell.
Was jedoch stimmt: Als Leser*in ist es schwieriger, die nächste Lektüre aus selbstverlegten Büchern auszuwählen als aus Verlagsbüchern. Die Wahrscheinlichkeit, enttäuscht zu werden, ist größer.
Das liegt daran, dass Verlage eine Art ‚Qualitätsbarriere‘ bilden und eine Vorauswahl treffen: Natürlich ist Lesegeschmack individuell, aber was im Verlag erscheint, wurde von Profis zur Veröffentlichung ausgewählt und entspricht grundsätzlichen Qualitätsstandards. Außerdem ist davon auszugehen, dass der Text professionell bearbeitet wurde, also ein Lektorat und ein Korrektorat durchlaufen hat, und nicht vor Fehlern und Logiklücken strotzt. Auf dem Self-Publishing-Markt findet man dagegen alles, von grottig bis großartig, von professionell bis ‚mal eben geschrieben und gleich veröffentlicht‘.
Das alte Vorurteil: Im Self-Publishing erscheinen nur die Bücher, die Verlage nicht wollten, deshalb findet man dort keine Qualität. Aber stimmt das?
Wie finden dich deine Leser*innen?
Um Leser*innen zu erreichen, ist es deshalb um so wichtiger, dich aus der Masse abzuheben und herauszustechen. Du musst sichtbar werden zwischen sehr, sehr vielen Büchern, und du musst vermitteln, dass du professionell agierst. Das ist meiner Meinung nach die größte Herausforderung für all diejenigen, die ihr Buch selbst herausgeben und auf den traditionellen Weg über den Verlag verzichten.
Die Pflicht: Qualität und Professionalität
In meinen Beratungen spreche ich gern von zwei Schritten, die im Self-Publishing nötig sind, um Sichtbarkeit zu erlangen und Leser*innen zu gewinnen. Oder auch von Pflicht und Kür.
Pflicht ist aus meiner Sicht, die Veröffentlichung professionell anzugehen. Zwar kannst du mit perfektem Marketing (die Kür, dazu kommen wir gleich) auch ein qualitativ schlechtes Buch verkaufen, allerdings wirst du keine Fans an dich binden, wenn die Leute dein Buch kaufen, vom Inhalt aber enttäuscht sind. Versteht sich von selbst, oder?
Der Inhalt muss also stimmen, und dazu gehört meiner Meinung nach unbedingt ein Lektorat und eigentlich auch ein Korrektorat. Übrigens von zwei verschiedenen Personen ausgeführt, weil man mit frischem Blick viel leichter Fehler entdeckt. Aber das nur am Rande.
Darüber hinaus sollte die ‚Verpackung‘ genauso ansprechend sein wie bei einem Verlagsbuch. Du benötigst ein Cover vom Grafiker oder von der Grafikerin, einen fesselnd geschriebenen Klappentext und, je nachdem, wie fit du selbst bist, Unterstützung beim Buchsatz. Erst so wirkt dein Buch rundum professionell und kann mit der Qualität eines Verlagsbuchs Schritt halten – die erste Voraussetzung, um zu begeistern und für positive Rezensionen und erste Fans zu sorgen.
In einem weiteren Punkt unterscheidet sich das Self-Publishing gar nicht so sehr von der Verlagsveröffentlichung, wie man denken könnte: Auch als Self-Publisher*in solltest du deine Zielgruppe kennen. Wenn du erfolgreich sein möchtest, schreibst du für die Leser*innen, also entweder für eine sehr eng gefasste Nische (das ist für die Verlage weniger interessant, kann im Self-Publishing aber richtig gut funktionieren) oder ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Masse (das ähnelt sehr dem populären Verlagsbuch, insbesondere im Unterhaltungsbereich).
Solltest du aus dem Gefühl heraus, als Self-Publisher*in ja alles selbst entscheiden zu können, ‚am Markt vorbei‘ schreiben, ist es sehr gut möglich, dass es dir nicht gelingen wird, eine größere Leserschaft zu finden.
Auch als Self-Publisher*in schreibst du für den Buchmarkt.
Die Kür: Buchmarketing für Erfolg im Self-Publishing
Damit allein ist es nicht getan. Das unterschätzen viele Autor*innen, die mit ihrem Debütroman zu mir in die Beratung kommen. Nur weil dein Roman eine gewisse Qualität hat, wird er leider noch immer nicht gefunden, im Markt der unendlichen Auswahl der selbst publizierten Titel. Mit der ‚Kür‘ kommt jetzt das Marketing – und das ist ein verdammt großes Thema!
Da meine Expertise im Bereich Schreiben, Überarbeiten und Vorbereitung einer Veröffentlichung liegt, kann ich hier nur anreißen, was alles dazugehört. Wichtig ist: Ein Self-Publishing-Titel ist in den seltensten Fällen ein Selbstläufer.
Die Vorstellung, als Autor*in schreibe man ein Buch und habe danach höchstens noch mit Lesungen zu tun, stammt aus dem Verlagszeitalter, und trifft auf Verlagsautor*innen auch noch halbwegs zu. Als Self-Publisher*in jedoch bist du eine One-Man- oder One-Woman-Show, und dein Job ist noch lange nicht getan, wenn das Buch auf dem Markt ist.
Um es ganz deutlich zu sagen: Wenn du dein Buch selbst erfolgreich verkaufen willst, musst du bereit sein, zur Autorenmarke und zum ‚Autorpreneur‘ zu werden!
Dazu gehören unter anderem:
- eine Social-Media-Präsenz
- Kooperationen mit Buchblogger*innen
- die Organisation und Durchführung von Leserunden
- Pressearbeit
- die Organisation und Durchführung von Lesungen
Aber auch ‚technisches‘ Wissen ist gefragt:
- Zu welchem Preis verkaufst du dein Buch am besten?
- An welchen Preisaktionen nimmst du teil?
- Willst du Teil eines Leihsystems werden?
- Welche Distributoren nutzt und kombinierst du?
- Gibst du Anzeigen auf - und falls ja, wo?
Nur wenn du entschieden hast, dass für dich Erfolg als Autor*in schlicht und ergreifend bedeutet, dein Buch zu veröffentlichen, braucht dich das alles nicht zu interessieren. Möchtest du dagegen eine größere Anzahl Leser*innen erreichen, kommst du nicht drumherum, dich mit diesen Themen zu beschäftigen. Mehr Informationen rund um Buchmarketing, die Preisgestaltungen und die besten Strategien zur Veröffentlichung findest du übrigens beispielsweise in der Selfpublisherbibel.
Kann man vom Self-Publishing leben?
Vom Self-Publishing leben können nach der Umfrage aus dem Jahr 2024 des Selfpublisher-Verbands übrigens nur sehr wenige Autor*innen. Von rund 1000 Autor*innen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, erwirtschaftet über die Hälfte monatlich weniger als 50,- Euro. Knapp 7% verdienen im Monat 2.000,- Euro oder mehr, ein Einkommen also, von dem man leben könnte. Selbstverständlich gibt es auch wahre Erfolgsgeschichten, zum Beispiel von Autorinnen wie Marah Woolf oder Nele Neuhaus (die allerdings schon vor Jahren die Seiten gewechselt hat und inzwischen im Verlag veröffentlicht). Aber die sind – wie du an den Zahlen siehst – selten.
Dort wo Autor*innen sehr erfolgreich unabhängig publizieren, handelt es sich häufig um Autor*innen, die Unterhaltung im Genre schreiben, insbesondere im Bereich Romance. Viele dieser Autor*innen veröffentlichen zudem in sehr schneller Folge, denn das führt dazu, dass ihre Bücher von den Algorithmen der jeweiligen Distributoren (allen voran Amazon) besser ausgespielt werden. Wer auf den Bestseller-Listen auftaucht, ist sichtbar – und verkauft in Folge mehr Bücher.
Das kann also eine lohnenswerte Strategie sein, aber auch eine sehr anstrengende, da du ‚wie am Fließband‘ ständig neue Geschichten produzieren musst. Generell kann man sagen: Ähnlich wie beim Veröffentlichungsweg über den Verlag braucht auch Self-Publishing oft Geduld. So wie nicht unbedingt gleich das erste Manuskript einen Verlag findet, kommt es häufig vor, dass es ein oder mehrere ‚Übebücher‘ braucht, bis die Sache Fahrt aufbringt.
Einen langen Atem braucht der Weg zum erfolgreichen Autor oder zur erfolgreichen Autorin allemal.
Blogserie: Dein Weg zur Veröffentlichung als Romanautor*in
Ich hoffe, du hast nach der Lektüre des Artikels ein etwas genaueres Gefühl dafür bekommen, was beim Self-Publishing auf dich zukommt, wo die Herausforderungen liegen und ob es etwas für dich sein könnte.
Wenn du auch die anderen möglichen Wege zur Veröffentlichung genauer prüfen möchtest, schau dir gern alle Teile meiner Blogserie an:
Teil 1: Erfolg als Autor*in – was bedeutet das für dich?
Teil 2: So findest du einen Verlag für dein Buch
Teil 4: Autor*in werden: 5 alternative Wege
Solltest du dich für den Weg als Self-Publisher*in entschieden haben und Unterstützung bei deiner Professionalisierung suchen: Lass doch mal von dir hören! Mit Lektorat und Autorencoaching helfe ich dir gern weiter.
Und jetzt: Schreib weiter!
Deine Textgefährtin Meike
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