Erfolgreich schreiben, das bedeutet für die meisten Autor*innen, gelesen zu werden und eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. In den ersten drei Teilen meiner kleinen Blogserie ging es deshalb darum, welche Wege zur Veröffentlichung es gibt und wie du sie mit Erfolg beschreiten kannst.
Was aber, wenn du dich nach reiflicher Überlegung gegen das Self-Publishing entschieden hast und es mit dem Verlagsvertrag einfach nicht klappen will? Das ist noch lange kein Grund, die Segel zu streichen. Autor*in werden kannst du trotzdem, denn es gibt Alternativen, wie du die Verlage auf dich aufmerksam machen kannst.
Ein paar davon zeige ich dir in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Alternative 1: Wettbewerbe
Die Teilnahme an Literaturwettbewerben ist eine großartige Möglichkeit, mit der Buchbranche in Kontakt zu kommen, Literaturagent*innen und Verlagslektor*innen kennenzulernen oder im Extremfall sogar direkt mit einem Vertrag für deinen Debütroman nach Hause zu gehen. Dabei gilt natürlich: Je renommierter die Veranstaltung, desto größer ist die Chance, entdeckt zu werden.
Wenn du es zum Open Mike in Berlin schaffst oder zum Bachmannpreis in Klagenfurt, kannst du dir ziemlich sicher sein, dass die Verlage auf dich aufmerksam werden. Beim Open Mike kannst du dich ganz normal bewerben, beim Bachmannpreis geht das zwar auch, üblicherweise wirst du jedoch von jemandem aus der Jury vorgeschlagen, sodass der Kontakt zur Branche doch meist vorab besteht.
Selbstverständlich geht es auch eine Nummer kleiner! Schreibwettbewerbe, die eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren, werden beispielsweise von Literaturhäusern ausgerichtet, manchmal auch von den Kulturfördereinrichtungen der Bundesländer. Beispiele für solche Wettbewerbe sind der mit immerhin 15.000 Euro dotierte Alfred-Döblin-Preis des LCB Berlin sowie der Leonce-und-Lena-Preis bzw. die Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise der Stadt Darmstadt für Lyriker*innen unter 35.
Überhaupt gibt es für Jugendliche und junge Erwachsene eine ganze Reihe eigener Preise, die ein guter Einstieg in die Welt der Schreibwettbewerbe sein können. Dazu gehören unter anderem den Hattinger Förderpreis für junge Literatur, das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder der THEO, benannt nach Theodor Fontane. Du sieht schon an den Namen: Viele davon sind nicht nur im Alter, sondern auch regional beschränkt, sodass du dir die jeweiligen Teilnahmebedingungen im Detail anschauen musst.
Manchmal schreiben auch bekannte Zeitschriften wie ‚Brigitte‘ Kurzgeschichten-Wettbewerbe aus, bei denen der Gewinn im Abdruck einer Geschichte im Heft besteht. Diese Medien sind zwar nicht für ihre literarischen Texte bekannt, haben aber eine große Reichweite, sodass es durchaus denkbar ist, so die Aufmerksamkeit eines Verlagsmenschen zu erwecken.
Um herauszufinden, ob ein Schreibwettbewerb entsprechende Aufmerksamkeit in der Branche erweckt, lohnt es sich, die jeweilige Ausschreibung genau zu lesen. Insbesondere die Besetzung der Jury liefert dir wichtige Hinweise: Sitzen dort ausschließlich Laien oder Menschen, die selbst in Verlagen, Literaturagenturen und Buchhandlungen arbeiten?
Je renommierter die Veranstaltung, desto größer ist die Chance, entdeckt zu werden.
Alternative 2: Literaturzeitschriften und Anthologien
Das allgemeine Zeitungs- und Zeitschriftensterben betrifft leider auch die Literaturzeitschriften. Noch vor zwanzig Jahren war ihre Bedeutung deutlich größer als heute. ‚Überlebende‘ gibt es dennoch, und du kannst sicher sein, dass alle, die in der Buchbranche auf der Suche nach neuen Talenten sind, sie immer noch im Blick haben.
Manche Zeitschriften erscheinen jeweils zu bestimmten Themen, sodass es im Vorfeld eine thematische Ausschreibung gibt. Dazu gehört zum Beispiel Am Erker. Andere nehmen permanent Texte an, meist Kurzgeschichten, Miniaturen und/oder Gedichte. Zwei weitere Literaturzeitschriften mit gutem Ruf sind die Bella Triste, herausgegeben von Studierenden des Literaturinstituts Hildesheim, sowie die Leipziger Konkurrentin Edit. Die vermutlich älteste unter den deutschen Literaturzeitschriften ist die horen, ursprünglich gegründet von Friedrich Schiller und seit 1995 wiederaufgelegt.
Neben regelmäßig erscheinenden Zeitschriften gibt es immer wieder Ausschreibungen für Anthologieprojekte. Das kann interessant sein, um die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen, du solltest aber genau hinschauen, wo die eingesandten Geschichten veröffentlicht werden und zu welchen Konditionen.
Kleinverlage, die ständig Anthologie-Wettbewerbe ausschreiben und kein oder nur ein sehr geringes Honorar zahlen, würde ich persönlich meiden. Zumindest werden sie dir höchstwahrscheinlich nicht bei deiner Mission helfen, als Autor*in bekannt zu werden. Dafür drängt sich manchmal der Eindruck auf, dass sich diese Projekte darüber finanzieren, dass die teilnehmenden Autor*innen fleißig Bücher für sich und ihre Lieben kaufen – oder, noch schlimmer, es ist sogar Voraussetzung, dass man eine bestimmte Anzahl Bücher abnimmt. Dann auf jeden Fall Finger weg, das ist nah am Druckkostenzuschussverlag!
Seriös und interessant sind dagegen Ausschreibungen von Publikumsverlagen, bei denen du davon ausgehen kannst, eine gewisse Aufmerksamkeit zu erlangen. Diese haben aber meist keine Regelmäßigkeit, sodass du die Augen aufhalten musst.
Alternative 3: Stipendien und Arbeitsaufenthalte
Willkommen im Föderalismus, willkommen im Förderdschungel! Es gibt eine ganze Reihe an Arbeitsstipendien für Autor*innen, mit denen Buchprojekte in Arbeit unterstützt werden – finanziell wie strukturell. Manche beinhalten den Aufenthalt in einer Gastwohnung, oft in Verbindung mit Lesungen vor Ort.
Das ist die gute Nachricht. Dafür gibt es aber auch gleich zwei schlechte:
- Jedes Bundesland hat eigene Regelungen, zusätzlich gibt es eine ganze Reihe Stiftungen, die auch mittun. Es ist also gar nicht so leicht, alle für dich persönlich in Frage kommende Ausschreibungen zu finden.
- Die meisten Ausschreibungen richten sich außerdem an 'professionelle' Autor*innen, und das heißt oft, dass du bereits im Verlag veröffentlicht haben musst - oder zumindest den ersten Verlagsvertrag in der Tasche.
Ausnahmen bilden z.B. die Stipendien des Phantastik-Autoren-Netzwerks PAN sowie des Krimi-Autorinnen-Verbands Mörderische Schwestern und das Anne-Goldmann-Stipendium.
Unabhängig davon ist es überlegenswert, sich den Dschungel einmal genauer vorzunehmen. Ein paar Links, um mit der Suche zu beginnen, findest du am Ende des Artikels. Und für alle, die die ersten Schritte als Autor*in bereits hinter sich haben, lohnt es sich umso mehr, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Willkommen im Föderalismus, willkommen im Förderdschungel!
Alternative 4: Workshops, Mentoring und Netzwerken
Vieles in der Verlagsbranche funktioniert über Kontakte. Eine Initiativbewerbung auf der Frankfurter Buchmesse wird dir daher in den meisten Fällen nicht viel bringen, langfristiges Netzwerken dagegen schon. Doch wie und wo lernst du Verlagsleute kennen?
Eine Möglichkeit sind Schreibworkshops. Manchmal werden sie von Menschen aus dem Verlag gehalten, öfter lernst du dabei andere Autor*innen kennen, die vielleicht schon einen Schritt weiter sind als du. Sie können dich nicht nur im Schreibprozess unterstützen, sondern sie kennen vielleicht auch jemandem im Verlag.
Es gibt diverse Autorenvereinigungen und Autorenstammtische, bundesweit wie regional, bei denen du Mitglied werden und dich engagieren kannst. Eine der bekanntesten ist der Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, daneben gibt es das Hamburger Kinder- und Jugendbuchnetzwerk Elbautor*innen, das Heidelberger Autor*innennetzwerk, spezielle Zusammenschlüsse für Krimi- und SciFi-Autor*innen und viele mehr.
Wetten, du lernst hier jede Menge übers Schreiben und lernst spannende neue Leute kennen? Wenn dich die Mitgliedschaft auch noch näher an den ersten Verlagsvertrag heranbringt, ist das ein tolles Extra.
Grundsätzlich immer hilfreich ist es, dich mehr und mehr zu professionalisieren. Wenn du zu schreiben beginnst oder dich erstmals erkundigst, wie das mit den Verlagen alles so läuft, wird dir das alles wahnsinnig kompliziert und fremd vorkommen, aber nach und nach findest du dich ein. Auch in einem begleitenden Schreibcoaching ist Platz für solche Fragen – und wenn du Gleichgesinnte kennenlernen willst, schau doch mal bei meinem kostenlosen Online-Schreibtreffen Betreutes Schreiben vorbei.
Vereinzelt gibt es außerdem Mentoringprogramme, die jungen Kreativen den Einstieg in die Branche erleichtern sollen. Das Literaturbüro NRW hat ein solches Angebot, auch bei dem branchenweiten Zusammenschluss der Bücherfrauen wirst du fündig.
Alternative 5: Werde Teil der Buchbranche!
Bist du noch jung und dabei, deinen Berufsweg zu planen, ist es eine Überlegung wert, den Weg in die Buchbranche einzuschlagen.
Natürlich sollte der Wunsch, als Autor*in bekannt zu werden, nicht deine einzige Motivation für diese Entscheidung sein. Es kann jedoch langfristig helfen, die Abläufe im Verlag genau zu kennen und Kontakte in der Branche zu knüpfen (so bin ich von der ‚Nur-Lektorin‘ zur ‚Auch-Übersetzerin‘ geworden). Trotzdem kann dir niemand versprechen, dass diese Strategie aufgeht, und allein von deinen Erlösen als Autor*in zu leben, kann schwierig sein und ist in Deutschland nur wenigen möglich.
Du solltest diese Möglichkeit daher nur dann in Betracht ziehen, wenn du wirklich ein Interesse daran hast, in der Buchbranche zu arbeiten.
Fazit: Mehr Möglichkeiten, als du denkst!
Wie ich dir hoffentlich zeigen konnte, gibt es weit mehr als eine Möglichkeit, deinen Weg als Autor*in zu finden.
Fang einfach an mit dem Netzwerken, dem Kennenlernen der verschiedenen Akteure der Buchbranche und dem Ausprobieren, wohin dich dein persönlicher Weg führt. Es wird anfangs vielleicht Überwindung kosten und du brauchst (wie so oft beim Schreiben und Veröffentlichen) einen langen Atem, aber wenn du neugierig auf andere zugehst, macht es fast immer großen Spaß.
Um in Bezug auf Wettbewerbe, Stipendien und Mentorenprogramme den Überblick zu behalten, schaden Autorenfreund*innen ebenfalls nicht! Darüber hinaus kannst du dir nach und nach deinen eigenen Informationsfluss aufbauen, indem du Newsletter abonnierst und Datenbanken regelmäßig nach interessanten Ausschreibungen abklapperst.
Super für den Anfang ist z.B. der Autorennewsletter The Tempest, der monatlich erscheint und neben Hinweisen auf Ausschreibungen und Schreibworkshops spannende Infos rund ums Schreiben enthält. Du kannst ihn kostenlos abonnieren.
Datenbanken mit aktuellen Ausschreibungen für Literaturwettbewerbe findest du u.a. auf den Seiten der Autorenwelt oder bei Literaturport.
Blogserie: Dein Weg zur Veröffentlichung
Du hast noch nicht alle Artikel meiner kleinen Blogserie rund ums erfolgreiche Schreiben und Veröffentlichen gelesen? Dann bleib doch noch ein bisschen!
Die Serie zeigt dir die verschiedenen Wege auf, wie du als Autor*in erfolgreich wirst und wie du dein Buchprojekt veröffentlichen kannst. Hier geht es direkt zu den Artikeln:
Teil 1: Erfolg als Autor*in – was bedeutet das für dich?
Teil 2: So findest du einen Verlag für dein Buch
Teil 3: Erfolgreich im Self-Publishing
Natürlich interessiert mich auch deine Meinung. Hast du weitere Tipps für junge (neue) Autor*innen? Kennst du einen Link, der im Artikel fehlt? Was hat dir geholfen, das erste Buch zu publizieren? Oder bist du noch mitten auf dem Weg dorthin und hast Fragen? Schreib mir gern eine E-Mail oder einen Kommentar.
3 Antworten